Von Kaiser Maximilian I. existieren zahlreiche Portraits. Der „Medienkaiser“, wie Maximilian I. oft genannt wird, nutzte sämtliche künstlerische Medien der Zeit, um für seinen Nachruhm zu sorgen. Künstler wie Albrecht Altdorfer, Hans Burgkmair, Bernhard Strigel, Bernard van Orley, Joos van Cleve, Niklas Reiser oder Albrecht Dürer fertigten Bildnisse von ihm an. Als Herrscher, der neuen Ideen als aufgeschlossen gegenüber galt, zog er nicht nur zahlreiche Gelehrte, sondern auch bedeutende Künstler an seinem Hof, wo ihnen eine große Wertschätzung zuteil geworden sein soll. Etwas, dass in jener Zeit durchaus nicht üblich war, wie auch Albrecht Dürer erfahren musste. In Maximilian I. soll Dürer jedoch nicht nur einen Förderer seiner Kunst, sondern auch einen Freund gefunden haben. Mehrere überlieferte Geschichten – vom Befehl des Kaisers an einen Edelmann sich zu bücken, damit Dürer auf dessen Rücken stehend ein Wandbild vollenden konnte, bis hin zur Geschichte, in der der Maximilian I. selbst Dürer eine schwankende Leiter fixiert haben soll – zeugen vom großem Ansehen, das dieser genoss. Viele von Dürers Bildnissen von Maximilian I. sind auch heute noch der Nachwelt erhalten.

Im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien befindet sich ein Gemälde, das nach dem Tod des Kaisers am 12. Jänner 1519 entstand. Als Vorlage diente Dürer eine Skizze, die er 1518 auf dem Reichstag in Augsburg von dem gesundheitlich bereits angeschlagenen Kaiser anfertigte. Die Zeichnung fungierte als Grundlage für einen Holzschnitt sowie für zwei sich ähnelnde Gemälde. Neben dem auf Lindenholz angefertigten Bild im KHM existiert ein weiteres im Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg. Im Unterschied zu der Wiener Version ist Maximilian I. dort mit der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies (bis heute der Hausorden der Habsburger) um den Hals abgebildet. In dem Wiener Gemälde ist der Orden lediglich in der rechten oberen Bildhälfte als Rahmung des kaiserlichen Wappens mit dem Doppeladler zu sehen. In der rechten oberen Bildhälfte verweist das Monogram von Dürer auf den Künstler.
In der Hand hält Maximilian I., der bescheiden in bürgerlicher Kleidung dargestellt ist, einen Granatapfel anstelle des Reichsapfels. „Einer alten Überlieferung zufolge soll die Frucht an die 1492 erfolgte Eroberung Granadas durch Ferdinand von Aragon, den Schwiegervater seines Sohnes Philipp, erinnern, zum anderen fügt sie sich als Symbol des Mottos ‚Mehr sein als scheinen‘ hervorragend in den Kontext des Bildes ein“, so Guido Messling, wissenschaftlicher Mitarbeiter im KHM.
Eine Inschrift auf dem Gemälde erwähnt den Tod explizit und bezeichnet Maximilian I. als „Divus“ (göttlich) – eine Bezeichnung, die im alten Rom verstorbenen Kaisern zukam.

Der Tod des Kaisers dürfte auch als Grund für die Anfertigung der Portraits gedient haben. Ob tatsächlich der Bankier Jakob Fugger, der den Aufstieg Maximilians I. mit beachtlichen Summen mitfinanzierte, als Auftraggeber diente, ist nicht geklärt. Auch von Fugger fertigte Dürer in Augsburg übrigens ein Portrait an, das als Vorlage für ein Bildnis des reichen Kaufmanns diente.

Kaiser Maximilian I.
1519 datiert
Gemälde auf Lindenholz
74 cm × 61,5 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
www.khm.at

Geschrieben von Sandra Schäfer